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Montag, 15. Juni 2015

Mad Max: Fury Road - Schweigen ist Chrom

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Es dampft und qualmt. Die Luft flimmert vor Hitze, unbarmherzig scheint die Sonne auf den schon vor langer Zeit vertrockneten Boden. Über diesen schiebt sich mit zunehmender Geschwindigkeit ein fahrbares Metal-Cover, das nicht geschaffen wurde um zu rasten. Dutzende Autos, Motorräder und Trucks konkurrieren um die Pole-Position dieses Zuges, alle sind festlich mit Stacheln, Schädeln und Flammen geschmückt. Die Fahrer sind auf der Jagd: Eine Abtrünnige aus ihren eigenen Reihen möchte mitsamt der fünf Frauen ihres Anführers flüchten. Was die Flucht aus dieser Gemeinschaft angeht, hat Max ähnliche Ambitionen. Dumm nur, dass diese erstmal warten muss, da Max derzeit als Galionsfigur des führenden Wagens fungiert. Ich möchte laut losbrüllen: „Fuck Yeah!“


Über die eigentliche Geschichte von “Mad Max: Fury Road“ gibt es ansonsten nichts zu schreiben, das war es. Regisseur George Miller‘s Reboot, des eigens erschaffenen Franchises, ist eine einzige große Verfolgungsjagd geworden, die sich der Welt der aktuellen Blockbuster-Kultur vehement in den Weg stellt. Handgemachte Effekte, schroffe Charaktere und ein simplifizierte Story wehren sich gegen CGI-Schlachten, Superhelden und bis auf die letzte Drehbuchzeile durchgestylte Geschichten. Manchmal ist weniger mehr. Dem Film allerdings vorzuwerfen zu wenig von einer Sache zu haben, wäre dabei mehr als beleidigend. Selten geben sich ein solch ausuferndes Design und dessen letztendlicher Nutzen so die Hand. Als bestes Beispiel dürfte hierfür wohl der Gitarrist dienen, der mit seiner Flammen-Gitarre den Schlachtzug anführt und bereits jetzt Kultstatus genießen darf. Das Ganze sieht nämlich nicht nur wahnsinnig cool aus, sondern es ergibt in der Welt von Mad Max einfach auch total Sinn, sein Heer nebst der altbekannten Paukenschläge nun zusätzlich mit exquisiten Riffs anzupeitschen. Die Action ist atemberaubend schnell. So schnell, dass Actionsequenzen teilweise in doppelter Geschwindigkeit abgespielt werden und in einem wahren Schnittgewitter gipfeln, sodass man dem Geschehen kaum noch folgen kann. Miller prescht alles was er hat auf seine Zuschauer ein und lässt ihnen keine Verschnaufpause. Und auch optisch ist der Film eine Wucht, die schnellen Bilder sprühen nur so vor Adrenalin und Kraft. “Mad Max: Fury Road“ ist schnell, dreckig und schnell. 

Die größte Stärke von “Mad Max: Fury Road“ liegt aber in dem, was Miller uns nicht zeigt. Alles wirkt organisch und passt perfekt zusammen ohne zu viel von seinem Zauber zu entblößen. Zahnrad um Zahnrad greifen ineinander, so dass sich jedes noch so kleine Detail bewegt und sich gekonnt in Szene setzen kann. Hinter der schlichten Oberfläche einer Verfolgungsjagd quer durch die Wüste verbirgt sich viel mehr als es zunächst scheint und in genau diesen Momenten weiß Millers Film zu glänzen wie der Chrom seines Fuhrparks. Seinem Zuschauer bewusst alle Informationen über die Welt von Mad Max vorzuenthalten ist ein intelligenter Schachzug, der viel Atmosphäre aufbaut. “Wir haben hier ein unglaublich reiches Universum mit einer tief schürfenden Hintergrundgeschichte geschaffen, erzählen euch darüber aber nichts, reimt euch doch selbst etwas zusammen!“, kann man Miller förmlich sagen hören. Denn was man nicht greifen kann ist schön, ausformuliert verliert alles unvermeidlich an Faszination, kann plump oder albern wirken. 




Über Max wissen wir so gut wie nichts. Wahnsinnig schnell geschnittene Flashbacks lassen vermuten, dass er seine Familie in der Vergangenheit verloren hat, aber genaues wissen wir nicht und das ist auch gut so. Das was wir sehen ist das was wir kriegen und damit müssen wir uns abfinden, alles andere ist für unsere Bonuskarte. Wie kam es zu diesem post-apokalyptischen Szenario, in dem die Erde einer riesigen Wüste gleicht? Dazu verliert Miller kein Wort, genau so wie zu den unzähligen Bräuchen, der Religion und den tatsächlichen Machtverhältnissen dieser verdorrten Welt. Der Zuschauer ist auf sich alleingestellt, muss sich selbst auf die Wahrheitssuche begeben. Ungewohnt. Wird man doch ansonsten so sanft in ein neues Film-Universum eingeführt und bekommt alle nötigen Informationen auf dem Silbertablett präsentiert. Genau das macht den Zauber aus, der den Film umgibt, denn darum schert sich Miller nicht, er wehrt sich regelrecht gegen den Drang alles wissen zu müssen. So ist es schwer sich der Mystik von Millers Vision einer einzigen großen Actionsequenz zu entziehen, aber wer würde das auch wollen?

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